Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Ruhrgebiet

Sprockhövel-Formation

Die Sprockhövel-Formation ist Teil des produktiven Oberkarbons und lithostratigraphisch Teil der Ruhr-Gruppe. Die Formation wird anhand ihrer Goniatiten-Fauna in das Namur C gestellt. Sie reicht von der Basis des marinen Cremer-Horizontes bis an die Hangendgrenze von Flöz Sarnsbank bzw. bis die Basis des marinen Sarnsbank-Horizontes (Abb. 2). Ab dort beginnt die Witten-Formation und damit die Westfal-Stufe. Intern kann man die Sprockhövel-Formation untergliedern in die Untere- und die Obere Sprockhövel-Formation. Die Grenze beider Untereinheiten bildet die Basis des marinen Hinnebecke-Horizontes.

Abb. 1: Anstehende Schluff- und Sandsteine der Sprockhövel-Formation in Essen-Werden

Die Schichten der Sprockhövel-Formation, deren mittlere Mächtigkeit bis zu 550 m beträgt, stellen überwiegend eine Abfolge von Ton-, Schluff- und Sandsteinen dar (Abb. 1), in die eine Reihe von Steinkohlenflöze eingeschaltet ist, die aber teilweise nicht abbauwürdig waren. Die Flöze der Sprockhövel-Formation, die mit rund 1 Prozent nur einen kleinen Anteil am Aufbau der gesamten Abfolge einnehmen, weisen laterale Mächtigkeitsschwankungen und Flözscharungen auf. Gemäß ihres sehr geringen Anteils an Flüchtigen Bestandteilen bzw. ihres sehr hohen Inkohlungsgrades wurden die Flöze als Anthrazite oder Magerkohlen angesprochen. Für den Bergbau ergiebig waren vor allem Flöz Wasserbank und Hauptflöz.

Die teils mächtigen Sandsteine sind meistens fein- oder mittelsandig, gelegentlich auch konglomeratisch ausgebildet. Besonders der konglomeratische Wasserbank-Sandstein und der Sandstein im Liegenden von Flöz Neuflöz gehören zu den mächtigsten Sandsteinen des Ruhrkarbons. Sie treten auch morphologisch deutlich in Erscheinung. Diagenetisch sind die Sandsteine der Sprockhövel-Formation, die die "Ruhrsandsteine" im engeren Sinne umfassen, durch Kieselsäure zementiert und daher hart und verwitterungsresistent. Sie wurden im südlichen Ruhrgebiet früher als Baustoff für Mauern, Häuser, Kirchen und Brücken benutzt und in zahlreichen Steinbrüchen längs der Ruhr abgebaut.

Insgesamt zeigen die Schichten der Sprockhövel-Formation mit mehreren marinen Horizonten noch eine starke marine Beeinflussung, die in den jüngeren Formationen des Ruhrkarbons kontinuierlich abnimmt. In den vollmarinen Horizonten kann eine artenarme, aber individuenreiche Fauna gefunden werden, zu der insbesondere Goniatiten zählen.

Abb. 2: Stratigraphie der Sprockhövel-Formation mit wichtigen Flözen und weiteren markanten Horizonten, vereinfacht; Daten nach JANSEN & DROZDZEWSKI (1986)

Literatur

GEOLOGISCHER DIENST NRW (2020) [Hrsg.]: Integrierte Geologische Landesaufnahme in Nordrhein-Westfalen. - Erläuterungen zum Kartierprojekt Ruhrgebiet. - 176 S., 86 Abb.; Krefeld.

JANSEN, F. (1980): Erläuterungen zu Blatt 4510 Witten. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 176 S., 22 Abb., 20 Tab., 5 Taf.; Krefeld

JANSEN, F. & DROZDZEWSKI, G. (1986): Erläuterungen zu Blatt 4507 Mülheim an der Ruhr. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 200 S., 18 Abb., 17 Tab., 4 Taf.; Krefeld

PIEPER, B. (1990): Erläuterungen zu Blatt 4508 Essen. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 136 S., 14 Abb., 17 Tab., 4 Taf.; Krefeld