Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Ruhrgebiet

Witten-Formation

Die Witten-Formation umfasst den unteren Abschnitt des Westfal A. Sie beginnt an der Basis des marinen Sarnsbank-Horizontes, der im Hangenden von Flöz Sarnsbank 2 folgt, und reicht bis zur Obergrenze von Flöz Plaßhofsbank bzw. zur Basis des marinen Plaßhofsbank-Horizontes. Gegliedert wird die Witten-Formation in die Untere- und die Obere Witten-Formation.

Es handelt sich um eine Wechsellagerung grau gefärbter Ton-, Schluff und Sandsteine (Abb. 1 und 3) mit eingelagerten Kohlenflözen. Die Flöze der Witten-Formation wurden im Ruhrgebiet intensiv abgebaut. Günstig für den Bergbau waren die Flözmächtigkeiten, außerdem die weite und relativ konstante Verbreitung und Ausbildung der Flöze. Neben der Steinkohle gab es innerhalb der Girondelle-Flözgruppe auch einen Toneisensteinhorizont, dessen Erz lokal abgebaut wurde. Die maximale Mächtigkeit der Witten-Formation erreicht rund 660 m, wobei eine deutliche Mächtigkeitszunahme von Südosten nach Nordwesten feststellbar ist, was auf eine starke Subsidenz des Nordwestteils der Subvariszischen Saumtiefe zurückzuführen ist.

Abb. 1: Anstehende Schluff- und Sandsteine der Witten-Formation in der Nähe von Haus Baldeney, Essen

Es treten mehrere teils stärker, teil schwächer marin beeinflusste Horizonte auf. Zur Makrofauna dieser Horizonte gehören unter anderem Goniatiten, Pectiniden, Gastropoden, Brachiopden und Linguliden. Überregional bedeutend sind nur die beiden deutlich marin ausgebildeten Sarnsbank- und Finefrau-Nebenbank-Horizonte. Der marine Einfluss nimmt generell im Vergleich zu den Schichten der Sprockhövel-Formation ab.

Abb. 2: Stratigraphie der Witten-Formation mit wichtigen Flözen und Sandsteinhorizonten, vereinfacht; Daten nach JANSEN (1980)

Die Steinkohlen der Witten-Formation haben 8 bis 17 Prozent Flüchtige Bestandteile (Magerkohle). Die nach Nordwest feststellbare Mächtigkeitszunahme der Formation zeigt sich auch in der Aufspaltung zahlreicher Kohlenflöze, vor allem in der Abfolge von Flöz Mausegatt bis Finefrau. Besonders reine und mächtige Flöze finden sich aber vor allem im Südosten.

Die Formation enthält in ihrem unteren Abschnitt einige mächtige, teils konglomeratische Sandsteine, der obere Abschnitt der Witten-Formation ist dagegen Sandstein-ärmer (Abb. 2). Insgesamt liegt der Sandsteinanteil in der gesamten Schichtenfolge bei rund 30 Prozent. Es handelt sich bei ihnen um teils mächtige Rinnensande, die verzeigten Flusssystemen entstammen. So gehört der Finefrau-Sandstein im Liegenden von Flöz Finefrau zu den großräumig auftretenden Sandsteinen des Ruhrkarbons. Er ist sogar bis in das Münsterland und den niederländisch-belgischen Grenzraum nachweisbar. Im südlichen Ruhrgebiet tritt er in der Landschaft reliefbildend auf. Der Mausegatt-Sandstein unterhalb von Flöz Mausegatt wird dagegen als die Ablagerung eines mäandrierenden Flusssystems aufgefasst. Eine andere Interpretation deutet ihn als eine Delta- oder Ästuarbildung.

Abb. 3: Sand- und Tonsteine der Witten-Formation in Wechsellagerung, Nordseite Baldeneysee

Literatur

DROZDZEWSKI, G. & KOETTER G. (2008): Geologie und Bergbau im südlichen Ruhrgebiet: das Muttental bei Witten. - Jber. Mitt. oberrhein. geol. Ver. 90: 287-316, 16 Abb.; Stuttgart

GEOLOGISCHER DIENST NRW (2020) [Hrsg.]: Integrierte Geologische Landesaufnahme in Nordrhein-Westfalen. - Erläuterungen zum Kartierprojekt Ruhrgebiet. - 176 S., 86 Abb.; Krefeld.

JANSEN, F. (1980): Erläuterungen zu Blatt 4510 Witten. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 176 S., 22 Abb., 20 Tab., 5 Taf.; Krefeld

JANSEN, F. & DROZDZEWSKI, G. (1986): Erläuterungen zu Blatt 4507 Mülheim an der Ruhr. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 200 S., 18 Abb., 17 Tab., 4 Taf.; Krefeld

PIEPER, B. (1990): Erläuterungen zu Blatt 4508 Essen. - Geol. Kt. Nordrh.-Westf. 1:25000, 136 S., 14 Abb., 17 Tab., 4 Taf.; Krefeld