Sander

Bei Sandern handelt es sich um schwemmfächerartige Schmelzwasserablagerungen des Inlandeises. An der Gletscherfront austretenden Schmelzwasserflüssen gelang es, die vom Eis aufgebauten Endmoränen zu durchbrechen und ihre Sedimente fächerartig im Vorfeld abzusetzen. Es entstanden zum Außenrand hin leicht abschüssige, in der Aufsicht etwa dreieckige Sedimentkörper (Abb. 1).

Die Schmelzwässer wurden in Form eines verwilderten Flusssystems auf der Sander-Oberfläche abgeführt. In den Rinnen bewegte sich das Wasser mit großer Geschwindigkeit im überkritischen Bereich (schießender Abfluss). Typisch war die häufige Verlagerung der flachen Abflussrinnen bei stark wechselnder Wasserführung. Dies führte auch zur regelmäßigen Umlagerung der mitgeführten Sedimente. Während im proximalen Bereich, also in Nähe des Gletschertores, Kiese und Sande abgesetzt wurden, konnte die feinkörnigere Fracht bei schnell nachlassender Strömungsgeschwindigkeit noch etwas weiter transportiert werden, ehe sie dann distal ebenfalls sedimentiert wurde. Das Resultat stellt eine deutliche Korngrößensortierung des Sedimentkörpers dar.

Abb. 1: Schema eines Sanders

Zwischen den Rinnen entstanden Stillwasserbereiche, in denen Ton und Schluff zum Absatz kamen. Bisweilen wurden tonige Sedimente dann bei erneuten Rinnenverlagerungen erodiert und als Tongerölle mitgeführt. In zunehmender Entfernung von der Durchbruchstelle in der Endmoräne wird die Neigung der Sander-Oberfläche schnell geringer und läuft schließlich aus. Im distalen Bereich können sich Sander-Ablagerungen mit fluviatilen Sedimenten verwilderter Flusssysteme vermischen.

In Zeiten geringer oder fehlender Wasserführung konnte auf der Sander-Oberfläche Sediment zu kleinen Dünen aufgeweht werden. Auch wurde Lockermaterial ausgeblasen und etwa auf nahegelegenden Flussterrassen abgesetzt.

Eine genaue Zuordnung eines Sanders zu einer Endmoräne und einer konkreten Vorstoßphase der Gletscher ist nicht immer möglich. So konnten Gletscher gelegentlich die von ihnen selbst erzeugten Endmoränenwälle überwinden und auf den Sander vorstoßen. Eine Überlagerung des Sanders mit Grundmoräne ist daher möglich, ebenso eine Stauchung der Sander-Sedimente.

Vorkommen

Sander sind im nördlichen Mitteleuropa weit verbreitet. Sie sind sowohl Bestandteil von Alt- als auch von Jungmoränenlandschaften. Ihre sandigen Böden machen sie zu schlechten Agrarstandorten. Die Entsprechung der Sander in Süddeutschland sind die Schotterebenen. Da bei ihnen der zurückgelegte Transportweg aus den nahen Alpen wesentlich kürzer war, sind ihre Sedimente deutlich gröber. Überwiegend handelt es sich bei ihnen um Kiese.