Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Deutschland im Quartär

Eem-Warmzeit

Die Eem-Warmzeit, die den Beginn des Jungpleistozäns markiert, folgte im Anschluss an die Saale-Kaltzeit (Saale-Komplex). Sie begann vor etwa 126000 Jahren und endete nach einer Dauer von 11000 Jahren vor rund 115000 Jahren mit einer Klimaverschlechterung, die zur Weichsel-Kaltzeit überleitete. Die Klimaentwicklung der Eem-Warmzeit verlief ähnlich wie im Holozän. Insgesamt war es jedoch etwas wärmer. So lagen die Sommertemperaturen leicht über den heutigen, die Winter waren eher mild. In Mitteleuropa herrschten stabile Klimabedingungen. Abb. 1 zeigt die Klimakurve von mehr als 400000 Jahren Erdgeschichte, in der die Eem-Warmzeit deutlich als positiver Temperaturausschlag zu erkennen ist.

Abb. 1: Klimakurve seit der Elster-Kaltzeit, Abweichung vom holozänen Mittelwert in °C, ermittelt an antarktischen Eisbohrkernen

Anders als in der Holstein-Warmzeit bestand eine Meeresverbindung im Bereich des Ärmelkanals zwischen dem Golf von Biskaya und der Nordsee. Daher war es wärmeliebenden Meeresbewohnern möglich, von Südwesten her in die Nordsee einzuwandern. Der Meeresspiegel lag global zeitweise mehrere Meter über dem heutigen Niveau. Anders als während der Holstein-Warmzeit drang das Meer in Norddeutschland aber nur auf wenige Gebiete der heutigen Küstenzone vor. Marine eemzeitliche Sedimente im Bereich des heutigen Festlandes sind daher selten und nur auf einen schmalen Streifen in Meeresnähe konzentriert.

Auf dem Festland finden sich humose, oftmals feinklastische eemzeitliche Vorkommen, die diese Warmzeit zur am besten untersuchten nach dem Holozän macht. Stratigraphisch liegen solche Ablagerungen meistens auf saalezeitlichen Grundmoränen. Überlagert werden sie ihrerseits oft von weichselzeitlichen Flussterrassen, äolischen Sedimenten oder auch Grundmoränen.

Pollenanalytisch lässt sich ein recht genaues Bild der Vegetationsentwicklung nachvollziehen. Nach einer anfänglichen Birken-Kiefern-Zeit kam es zur Einwanderung von Eiche (Quercus) und Ulme (Ulmus), dann folgten Esche (Fraxinus) und Hasel (Corylus). Die Hasel konnte sich phasenweise massenhaft verbreiten. Es folgten unter anderem Buche (Fagus ), Erle (Alnus), Eibe (Taxus) und Linde (Tilia). Kennzeichend für die Eem-Warmzeit war die starke Ausbreitung der Hainbuche (Carpinus). Die Tanne (Abies) erreichte relativ spät das nördliche Mitteleuropa. Am Ende der Warmzeit dominierten Nadelwälder aus Fichte (Picea) und Kiefer (Pinus).

Literatur

Ehlers, J. (1994): Allgemeine und historische Quartärgeologie. - 358 S.; Stuttgart

Ehlers, J. (2011): Eiszeitalter. - 376 S.; Heidelberg

Klostermann, J. (2009): Das Klima im Eiszeitalter. - 260 S.; Stuttgart