Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Deutschland im Quartär

Holstein-Warmzeit

Auf die Elster-Kaltzeit folgte die Holstein-Warmzeit, die etwa vor 340.000 Jahren begann und vor 325.000 Jahren endete. Ihre Dauer beträgt somit rund 15000 Jahre, was mittels Warvenzählungen in holsteinzeitlichen Kieselgur-Ablagerungen ermittelt werden konnte. Das Klima war etwas wärmer als in der Eem-Warmzeit und im bisherigen Holozän.

Mit dem Abschmelzen des Eisschildes kam es bereits im elsterzeitlichen Spätglazial zu einem ersten Meeresvorstoß, der u.a. Teile Schleswig-Holsteins überflutete. In der Holstein-Warmzeit drang dann das Meer in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern weit über den heutigen Küstenverlauf nach Süden vor. Der Meeresvorstoß erfolgte dabei zunächst über die nicht vollständig mit Sediment aufgefüllten elsterzeitlichen Rinnen. Über die Elbniederung konnte die Nordsee sogar bis in den Raum Berlin vorstoßen. Abgelagert wurden in diesen überfluteten Bereichen marine Tone und Sande.

Da der Ärmelkanal als Meeresstraße zwischen Frankreich und Großbritannien nicht exisiterte, sich also an dieser Stelle Festland befand, konnte im Holstein-Interglazial keine wärmeliebende marine Fauna aus Südwesten in die Nordsee einwandern. Die Fauna wurde somit während der gesamten Warmzeit geprägt von Arten mit nördlichem Verbeitungsgebiet, die an ein kühles Klima angepasst waren. Darin unterscheidet sich die holsteinzeitliche Fauna der Nordsee von der aus der Eem-Warmzeit.

Außerhalb des marinen Bereichs sind Sedimente der Warmzeiten viel seltener übermittelt als solche der Kaltzeiten. Dies liegt daran, dass sie schon primär auf begrenzte Areale wie Seen oder Altarme beschränkt waren. Oft handelt es sich um feinkörnige humose Bildungen. Die nur kleinräumige Verbeitung macht eine Korrelation einzelner warmzeitlicher Vorkommen schwierig.

Für die Einordnung warmzeitlicher Sedimente spielen insbesondere Pollen eine wichtige Rolle. Pollen sind die männlichen Keimzellen von Pflanzen. Da sie durch ihre Außenhülle gut geschützt sind vor mechanischen und chemischen Einflüssen, können sie bei Einlagerung in einem sauerstoffarmen Milieu in großer Zahl erhalten bleiben. Günstige Orte für eine solche Erhaltung sind Moore und Seeböden. Da die Pollenkörner typische Formen aufweisen, lassen sie sich unter dem Mikroskop in aller Regel einzelnen Pflanzengattungen zuordnen.

Jede Warmzeit ist durch eine charakteristische Florengemeinschaft gekennzeichnet. Neben ihrer Zusammensetzung ist auch die zeitliche Abfolge der Wiederbesiedlung und später des Zurückweichens der einzelnen Arten für jede Warmzeit typisch. Kennzeichnend für die Vegetationszusammensetzung der Holstein-Warmzeit ist, dass Nadelwälder dominierten. Früh wurde Norddeutschland von der Fichte (Picea) besiedelt. Später war die Tanne (Abies) vorherrschend.

Literatur

Ehlers, J. (2011): Eiszeitalter. - 376 S.; Heidelberg