Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Deutschland in der Trias

Muschelkalk

Der Muschelkalk ist die mittlere lithostratigraphische Gruppe der Germanischen Trias. Unterlagert wird die Gruppe von der Röt-Formation des Buntsandsteins. Die Hangend-Grenze wird durch die Erfurt-Formation des Keupers gebildet.

Zur Entstehungszeit des Muschelkalks nahm das Zentraleuropäische Becken (Abb. 1) einen Großteil Mitteleuropas ein. Das Becken wurde ausgefüllt durch ein flaches Randmeer der Neotethys. Mit dem offen Meer weiter südlich stand es über verschiedene, als Pforten bezeichnete Verbindungswege in Kontakt. Der Meeresvorstoß zur Zeit des Unteren Muschelkalks kam überwiegend aus Südosten durch die Oberschlesische Pforte, während er im Oberen Muschelkalk aus südwestlicher Richtung durch die Burgundische Pforte stattfand.

Bedingt durch den flachmarinen Charakter seines Ablagerungsraumes ist der Muschelkalk wesentlich fossilreicher als der Bundsandstein und der Keuper. Die Verhältnisse innerhalb des Beckens waren sehr einheitlich, weswegen die Muschelkalk-Sedimente sehr gleichförmig und großräumig korrelierbar sind. Zur Zeit, als sich das Muschelkalk-Meer über Mitteleuropa erstreckte, kam es immer wieder zu starken Unwettern, die das Wasser bis in Tiefen von über 100 m erfassten, die Wasserschichtung aufhoben und die Sedimente am Meeresboden aufwühlten. Dabei entstanden typische, als Tempestite bezeichnete Sedimentablagerungen.

Abb. 1: Paläogeographie des Muschelkalks in Mitteleuropa

Der Untere Muschelkalk wird in zentralen Teil des Beckens von der Jena-Formation eingenommen (Abb. 3). Die dünnbankigen, wellig ausgebildeten karbonatischen Ablagerungen werden auch als Wellenkalk bezeichnet. Sie stammen aus einem flachen, teils übersalzenen Meer. Oftmals tritt eine starke Bioturbation auf. Charakteristische, u.a. Oolith-führende Leithorizonte sind großräumig vorhanden und dienen zum Korrelieren der Schichten innerhalb des Beckens. Zu den Beckenrändern hin finden sich Sedimente einer Randfazies. Im Nordosten des Beckens ist dies die Rüdersdorf-Formation.

Abb. 2: Unterer Muschelkalk (Wellenkalk) in Unterfranken

Im Mittleren Muschelkalk sank der Meeresspiegel. Dabei ging zeitweise die Verbindung zur Neotethys verloren. Dies führte im Zentraleuropäischen Becken zu Übersalzung und der Ausscheidung evaporitischer Sedimente. Es treten Steinsalz, Gips und Anhydrit auf. Im zentralen Becken werden die Evaporite in der Heilbronn-Formation zusammengefasst. Andere Formationen umfassen Beginn und Ende des Mittleren Muschelkalks, außerdem regional abweichende Randfazies. Die Ablagerungen des Mittleren Muschelkalks sind fossilarm, da sie einen Lebensraum mit hohen Salzgehalten bzw. mit stark schwankenden Salzgehalten repräsentieren.

Dagegen gab es im Oberen Muschelkalk, der auch als Hauptmuschelkalk bezeichnet wird, wieder eine Verbindung zum offenen Meer, so dass im Zentraleuropäischen Becken ein gut durchlüfteter, von vielen marinen Organismen geprägter Lebensraum entstand. Der Fossilgehalt der Ablagerungen ist stellenweise sehr hoch. Unter anderem treten Muscheln, Cephalopoden, Crinoiden und Gastropoden auf, nicht selten in Schillbänken konzentriert. Die Fossilen des Oberen Muschelkalks zeigen weitgehend vollmarine Bedingungen an. Dafür steht vor allem die Trochitenkalk-Formation, deren Kalksteine reich sind an Stielgliedern von Seelilien, die als Trochiten bezeichnet werden. Der Eintrag klastischer Sedimente von den umliegenden Festländern war gering.

Anschließend kamen tonigere und dünnbankigere Sedimente der Meißner-Formation zum Absatz. Zu den Beckenrändern finden sich abweichende Randfazies wie die Rottweil- und die Warburg-Formation. Die Grafenwöhr-Formation mit klastischen Sedimenten bildet den Übergang zum Keuper. An der Grenze zum Keuper machte sich ein Meeresrückzug im Zentraleuropäischen Becken bemerkbar, Bereiche des Muschelkalk-Meeres tauchten dabei wiederholt aus dem Wasser und fielen trocken.

Abb. 3: Die Gliederung des Muschelkalks in Norddeutschland

Literatur

Meschede, M. (2015): Geologie Deutschlands. - 249 S.; Berlin, Heidelberg