Geologie und Erdgeschichte von Deutschland

Deutsche Alpen und Alpenvorland

Raibl-Formation

In der Karn-Stufe endeten die für Riffe günstigen Bedingungen, die zur Entstehung der mächtigen Karbonatplattformen der Wetterstein-Formation geführt hatten. Vom nördlich gelegenen Festland erreichten klastische Sedimente den ostalpinen Ablagerungsbereich. Da Korallen auf klares Wasser angewiesen sind, starben die Riffe ab. Die teils klastischen, teils mergeligen, dolomitischen oder Gips-haltigen Ablagerungen werden als Raib-Formation bezeichnet.

Die Ablagerungen zeigen mehrere, sich wiederholende Ablagerungszyklen aus regressiven und transgressiven Phasen eines flachmarinen Sedimentationsraumes. In den Regressionsphasen erreichten aus dem Norden klastische Sedimente in Form von Ton, Schluff und Sand das Meeresbecken. In den Transgressionsphasen herrschte eine karbonatische, teilweise auch hypersalinare Sedimentation vor.

Abb. 1: Stratigraphie der Ladin- und Karn-Stufe der Bayerisch-Nordtiroler Fazies mit Nennung der wichtigsten, in den Formationen auftretenden Gesteine

Den größten Anteil am Aufbau der Formation haben Kalk- und Dolomitsteine. Die Kalksteine enthalten an einigen Stellen einen reichen Fossilinhalt. Dazu gehören unter anderem Muscheln, Echinodermen, Formaminiferen und Gastropoden. Klastische Abfolgen bestehen aus teils bituminösen Tonsteinen, teils Pflanzenhäcksel führenden Sandsteinen, Grauwacken, Arkosen und sogar Lagen aus Kohle. Zum Hangenden hin nehmen Gips und Anhydrit zu, die mit Ton- und Mergelsteinen wechsellagern.

Abb. 2: plattig bis mittelbankige, teils dolomitische Kalksteine der Raibl-Formation, Garmisch-Partenkirchen

Die Evaporite wurden bei suptropischen Klimaverhältnissen in einer seichten Bucht abgesetzt, als zur Zeit der Karn-Stufe die Verbindung zum offenen Meer zeitweise eingeschränkt oder unterbrochen war. Durch Verwitterung sind die Kalk- und Dolomitsteine im oberen Teil der Raibl-Formation in löchrig bis poröse Rauwacken umgewandelt worden. Ihre Bildung steht im Zusammenhang mit den sie begleitenden Gipsablagerungen. Durch Quellung nach Wasserkontakt kam es zu enormen Drücken auf die umgebenden Karbonatgesteine, was zu deren Brekziierung führte. Verfestigung durch karbonathaltige Oberflächenwässer und die spätere Herauswitterung leichtlöslicher Bestandteile führte letztlich zu der porösen Gesteinsstruktur.

Durch ihre stratigraphische Position zwischen den harten, tektonisch schwer verformbaren Gesteinen der Wetterstein-Formation einerseits und dem Hauptdolomit andererseits haben die ton- und mergelreichen Abschnitte der Raibl-Formation einen Großteil der tektonischen Verformung aufgenommen. Faltungen und Abscherungen sind daher oft zu beobachten.

Abb. 3: Kontakt Hauptdolomit mit Sedimenten der Raibl-Formation, Garmisch-Partenkirchen

Literatur

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2017): Erläuterungen zu den Blättern 8531/8631 Zugspitze und 8532/8632 Garmisch-Partenkirchen. - Geologische Karte von Bayern. 1:25000, 151 S., Augsburg

Bayerisches Landesamt für Umwelt (2023): Lithostratigraphie der Nördlichen Kalkalpen, bayerischer Anteil: Perm und Trias. - 194 S.; Augsburg

Meyer, R. K. F. (2018): Der Bayerische Alpenrand zwischen Füssen und Berchtesgaden. - 144 S.; München